Verehrte, liebe Gäste,
„Es war einmal ein König“ – so fingen alle ungarischen Märchen an, die ich als kleines Kind von meinen geliebten Grossmüttern zu hören bekam. Als ich grösser wurde, erzählten sie mir gerne Geschichten aus ihrem eigenen Leben. Durch alte Fotoalben blätternd, lernte ich auf ihrem Schoss die Märchenwelt von 1900 bis zur Zwischenkriegszeit kennen: Erinnerungen an spannende Jagden in eigenen Wäldern, Ausflüge mit Kutschen durch ihren Grossgrundbesitz, elegante Bälle in ihren Herrenhäusern und idyllische Picknicks im Park. Jede einzelne Geschichte aus ihrer Vergangenheit erschien mir wie ein Märchen. Manchmal stellte ich mir vor, ich wäre eine kleine Prinzessin auf den Schwarzweißfotos, die meine Großmütter als einzige Erinnerungen an die Vergangenheit noch besassen.
Die Zeit verging, doch diese Märchenwelt begleitete mich durch mein Wanderleben von Land zu Land. Mittlerweile arbeitete ich in Zürich als internationale Journalistin für Architektur, heiratete, bekam zwei wunderbare Söhne, bereiste die Welt. Nach der politischen Wende in den 90er Jahren wurden einige Güter an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben. Ich habe einige der ursprünglichen Herrenhäuser besucht - alle in der heutigen Slowakei gelegen - bis ich mich schließlich im Dorf Hermanovce niederließ. Und hier, inmitten des drei Hektaren grossen, englischen Parks, der in der Zwischenzeit zum Dschungel verkommen war, holte mich das Schicksal ein: Ich setzte es mir zur Lebensaufgabe, das Gut meines Grossvaters Georg Péchy von Péchujfalu wieder zu dem Paradies aufzubauen, das es einmal war.
Was mich jedoch erwartete, war jenseits der schlimmsten Vorstellungen. Das Herrenhaus, in dem sich meine Mutter aufwuchs, besass nur noch kahle Wände und ein kaputtes Dach. Die anderen Gebäude, die zum Anwesen gehörten, sahen gleich aus. Unseren Tennisplatz und das große Schwimmbad gab es nur noch auf Fotos und in den Erinnerungen der Dorfbewohner… Trotzdem habe ich mich in dieses kleine Dorf wie auch in unser Familienschloss verliebt. Es dauerte mehr als zehn Jahre, bis ich unser ehemaliges Gästehaus renoviert und das Haus des Gärtners in ein Clubhaus mit Tennisplatz umgebaut habe, bis man wieder auf Kieswegen spazieren und den schönen Park bewundern konnte. Und nochmals zehn Jahre, bis ein elegantes, großes Festzelt errichtet und die Fassade des klassizistischen Herrenhauses von 1780 rekonstruiert wurde. Im Inneren habe ich eine magische Welt für festliche Veranstaltungen geschaffen - mit Kristallkronleuchtern, großen Spiegeln und antiken Möbeln.
Heutzutage kann ein solcher Landsitz nur überleben, wenn er sich für anspruchsvolle Besucher öffnet. So wurde mein Péchy Castle – wie ich es inzwischen nach meinem Grossvater benannte – Mitglied der Assoziation Historischer Hotels von Europa. Dank idealer Lage unserer Ferienresidenz und der Nähe des kleinen, aber internationalen Flughafens von Kosice, ist es ein Leichtes, die kulturellen Schätze der Ostslowakei von Péchy Castle aus zu entdecken: Renaissance-Städte mit gotischen Kathedralen von Weltruhm, Holzkirchen mit uralten Wandgemälden, die grösste Burganlage Mitteleuropas, die Zipser Burg (UNESCO-Welterbe), Barock-Schlösser, Nationalparks mit reicher Flora und Fauna und die Berge der Hohen Tatra gehören zu den einzigartigen Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung.
Es hat viel Kraft gekostet. Aber ich fühle mich heute sehr bereichert und stolz, als ich etwas erreicht hatte, von dem ich als kleines Kind geträumt hatte: nämlich, ein kleines Stück europäische Geschichte zu retten. Damit Träume wahr werden, braucht es Mut und Leidenschaft – dies möchte ich der nächsten Generation und meinen Gästen mit auf den Weg geben. Da wieder Leben, Freude und Harmonie in die alten Mauern eingezogen sind, kann man an die alten Geschichten anknüpfen und neue weitererzählen. Hoffentlich werden sich meine Gäste in Péchy Castle genauso wohl fühlen wie zur Zeit meiner Grossmutter Klara.
Herzlich Willkommen!
Ihre Klara Szakall von Losoncz
Eigentümerin von Péchy Castle